Ein Fall von eher nicht. Nicht jedenfalls in Udine, wo es eigentlich von exzellenten Lokalen aller Niveaus nur so wimmelt. Man nehme beispielhaft das Pepata di Corte für das gehobene Segment, in welchem die Ostiera alle Volte preislich auch zu spielen gedenkt.
Nur geht sich das halt in der Küche nicht aus. Warum sich der genussfaktor hier hat hineindümmeln lassen, ist schwer zu sagen. Das Lokal hat seinen Haupteingang in einer Seitengasse, bespielt aber die breite Via Mercatovecchio direkt an der Loggia, also so ziemlich am Hotspot von Udine, mit einem Gastgarten. Das gibt dem genussfaktor normalerweise zu denken und den betreffenden Lokalen von vornherein wenig Chance. Die Erfahrung jedenfalls warnt…
Was zunächst wie eine Verlockung klang, Millefoglie di tonno e burata, erwies sich dann als Offenbarung der Lieblosigkeit in der Küche: die Teigblättchen waren offenbar vor längerer Zeit frittiert worden, also alles andere als knusprig, der geräucherte Thunfisch hatte wohl auch schon vorgeschnitten gelegen – also eine Enttäuschung. Gebettet wurde das Schichtwerk eher nebeneinander, wie man sieht, und völlig unpassend mit Meeresspargel dekoriert. Obendrein fand sich unter dem Kunstwerk auf dem Teller ein breiter Streifen Sepia aufgepinselt, der das Seine zur Geschmacksverwirrung beitrug und den ich erst nicht zuordnen konnte.
Ganz und gar nichts auszusetzen gab es am San Daniele mit Mozzarella, wobei das auch kein Gericht ist, bei dem man allzu viel falsch machen kann, sofern man den Schinken wirklich hauchdünn schneidet. Bis auf ein zwei Scheiben war das tatsächlich in Ordnung. Der Mozzarella allerdings war Durchschnitt, eher stinknormale Supermarktware als sonst was.
Einziger Lichtblick: ein mir bislang unbekanntes Melanzani-Gericht: a funghetto, eine Zubereitungsart, die es offenbar auch in zahllosen Varianten gibt, also von ganz anders bis eben so. Das war aber sehr delikat, mit zweierlei Gargraden der Zwiebel, schön eingeschmurgelt und dazu offenbar später noch beigefügte Schalotten bissfest… ebenso waren die Melanzane noch kernig und fruchtig. Einzig an der Würze hat gefehlt, auf jeden Fall hätte etwas Salz nicht geschadet. Das kriegt man mit Nachsalzen bei Tisch nicht hin.
Niederschmetternd dagegen das Risotto Funghi e Salsiccia. Die Funghi waren eingelegte aus dem Glas, also geradeso wie es die kochmüde Hausfrau leider auch in Italien gerne macht. Für Pilze und Schwammerl ist es aber der Tod, wenn sie eingelegt werden. Sie bekommen eine gummiartige Konsistenz und tragen den ekelhaften Einlegeflüssigkeitsgeschmack bis ins fertige Gericht. Eine Ausnahme sind da wohl Steinpilze, die erst gebraten und dann in Olivenöl, konfiert werden, oder dergleichen.
Das ist eine Art von Convenience-Küche, die abscheulich ist und den Preis, wie er auf der Karte steht, ad absurdum führt. Auch wurde wieder der Teller mit Sepia bemalt, aber zum Glück soweit abseits, dass sich das im Geschmack nicht breitgemacht hat. Wer auch immer das für eine gute Idee hält, dem sei geraten, es lieber sein zu lassen bei allem, wo keine Meeresfrüchte mit drin sind.
Die Strafe dieses Mittagessens wurde uns allerdings gemildert, als es ans Zahlen ging. Man hat sich schlicht verbonniert und für die beiden Hauptgerichte, die Melanzane zu 4 Euro und das Risotto zu 10 Euro verrechnet, was unbeabsichtigterweise auch deren Wert spiegelt. Die Thunfisch-Vorspeise war mit 13 Euro aber voll da und damit voll daneben.
Die wohl unbeabsichtigte Ersparnis hilft dem Gast nur leider nicht darüber hinweg, dass er seinen guten Mittagshunger an diese Mißlungenheiten verschwendet hat. Es ist traurig.