Man hat schon Pech, wenn es einen nach Sankt Pölten verschlägt und man dort nicht mehr wegkommt. Vielleicht ist es auch Unvermögen, wenn einem das passiert. So geschehen jedenfalls dieses Wochenende, wo wir auf der zugegeben recht kurzfristigen Suche nach einer Unterkunft bis hinein in die Landeshauptstadt kamen. Und wenn wir schon mal da sind, sagte sich der genussfaktor, dann schauen wir mal, wie es sich hier frühstücken lässt…
Das Wellenstein – Café im Palais
Nicht mehr und nicht weniger: das Café im Palais ist genau das, was man bekommt. So Bobo, wie halt irgend geht in der Provinz, wo man sich in die Rolle der Landeshauptstadt eher hineingeschwindelt hat. Mitten in der vermeintlich einzigartigen barocken Altstadt gelegen, kommt man hier sonntags in den Genuss eines reichhaltigen Brunch-Buffets. Da aber erst ab 10 Uhr, was für den genussfaktor schon wieder zu spät war. Dem Vernehmen nach ist es sowieso überlaufen. Die Preislage lässt auch vermuten, dass die jeunesse dorée von Sankt Pölten sich hier stundenlang gütlich tun wird.
Um 8 Uhr war das Lokal noch recht spärlich besucht, das Personal noch nicht auf Trab und das Frühstück nicht wirklich dem hochgestochenen Ambiente gemäß – geschweige denn der Preisliste entsprechend. Man sitzt allerdings gemütlich im Schatten, noch… unter den Schirmen wird es tagsüber sicher viel zu heiß.
Serviert wird in bester Kaffeehaustradition, aber mit wohltuender Distanz zu der in Wien längst allseits eingeübten Knausrigkeit.
Das als Rustikales Früchstück bezeichnete Sammelsurium entpuppt sich in Teilen als hervorragend, aber insgesamt verquer komponiert. Die Eier sind zu ölig, abtropfen hätte nicht geschadet, aber sonst gut gelungen. Was ja auch bei gebratenen Eiern nicht immer so einfach ist. Und der Speck ist knusprig, aber nicht ausgebraten. Dafür wird nicht klar, warum der Eiaufstrich – also erstens ein solcher überhaupt, wenn eh schon gebratene Eier dominieren, und zweitens warum ausgerechnet mit Curry?
Leider waren die Eier im Glas auf Lachs alles andere als auf dem Punkt.
Gemessen an Wiener Verhältnissen ist es dann eh preiswert, also was soll’s – jedoch im lokalen Kontext dürfen die Herrschaften sicher noch an der Qualität und Präzision arbeiten, wenn sie schon in der teuersten Liga am Ort spielen möchten.