Das Combo in Venedig

Die Leute, die ähnliche Projekte in Mailand und Turin betreiben, haben jetzt auch Venedig entdeckt. Genauer: das ehemalige Jesuitenkloster, logischerweise am Campo dei Gesuiti gelegen, wobei die Homepage des Combo vom Convento dei Crociferi spricht, das wäre aber ein Orden, von dem genau gegenüber das Oriatorio dei Crociferi erhalten ist, samt interessanter Werke von Palma Giovane.

Die Geschichte lässt sich mit Mitteln des Internet, selbst unter Zuhilfenahme von Italienischkenntnissen, nicht klären. Der Arkadenhof grenzt direkt an die Kirche der Jesuiten, und es war wohl mal Teil des Klosters. Nach dessen Auflösung war hier eine Kaserne untergebracht. Auf die Verteidigungsleistung der Gebirgsjäger gegen Österreich im ersten Weltkrieg ist man laut Tafel besonders stolz – obwohl sie am Ende bis zum Piave zurück gedrängt wurden, fast in Sichtweite von Venedig. Geschichte und Geschichtsinterpretation gehen seltsam verschlungene Wege.

Die Crociferi, offenbar ein Pilger- und Kreuzfahrerorden, waren aber vor den Jesuiten da, schon im zwölften Jahrhundert: Gegenüber steht noch der alte flache Bau des Oratorio dei Crociferi. Der riesige Bau gegenüber war wohl eher das Jesuitenkloster. Da muss ich zuhause wohl die Bibliothek zu Rate ziehen…

Hotel, Restaurant, Lounge, Bar

Das Combo verwirklicht ein integriertes Konzept: es ist nicht nur ein Hotel, von denen ja die meisten, die etwas auf sich halten, auch Restauration, Lounge und Bar bieten, aber meistens doch nur für die Hotelgäste, oder doch immerhin im Vergleich zum sonstigen Angebot uninteressant für Leute, die nicht grad dort abgestiegen sind. Oder sind Sie schon mal freiwillig wo in eine Hilton Bar gegangen, ohne im Haus zu wohnen?

Beim Combo sind aber Bar und Restaurant nach außen hin gerichtet, sie machen nicht zuallererst den Eindruck von Hoteleinrichtungen. Man kommt erst nach und nach drauf, dass es hintendran auch einen Beherbergungsbetrieb gibt. Man geht in die Bar und hinten wieder raus in den wunderschönen Arkadenhof, der seinen Ursprung als Klosterhof nicht verhehlen kann und will.

Der Innenhof des Combo in Venedig
Der Innenhof des Combo in Venedig

Man sieht schon, hier lässt sich’s hausen – und rasten.

Für die Labsal ist natürlich bester einheimischer Tradition gemäß gesorgt:

Combo – cicchetti

Gebratene Gemüse im Bun, Polpetto di Spinaci, Häppchen mit Bacalao mantecato oder einem herrlich frischen Frischkäse… Dazu ein Prosecco. Man kann sogar in einem ehemaligen Kloster dem Himmel ernsthaft nah sein!

Combo – der riesige Innenhof mit Kreuzgang

Man sieht ja auch, dass an einer Seite die Arkaden zugemauert wurden – wohl beim Auflassen des Klosters wurde die Seite zur weiter in Betrieb gehaltenen Kirchen abgetrennt. Schade, sehr schade.

Als Schattenspender taugen die Orangenbäumchen in ihren Kübeln eher nicht, zur Zierde umso mehr.

Combo – die zarten Bäumchen tragen reichlich Orangen

Wo dann aber der Schatten des Konvents in den Hof zu fallen beginnt, wird’s tolerabel und geradezu gemütlich. Man kann ja noch was kühlen Prosecco ran schaffen…

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