Er wird Jahr für Jahr ausgezeichnet von Gault Millau und Falstaff: der Steegwirt in – no na ned – Steeg am Hallstättersee. Bei unserm kleinen Plan, von Steeg mit dem Zug nach Hallstatt zu fahren, um die kurze Schiffspassage vom Bahnhof über den See hinüber für eine stilgerechet Anfahrt auf das Welterbedorf zu nutzen, liegt er genau richtig. Erestens, um dort zu parken, zweitens um uns mit einen Happen zu stärken.
Aber: die Lage ist, inmitten der Berge und fast direkt am See, nichts desto Trotz eher enttäuschend.
Das Lokal liegt am Abfluss der Traun aus dem Hallstätter See, dessen ganze Pracht aber hinter der wenig aparten Brücke verborgen bleibt. Sozusagen Terrasse mit Stegblick…
Dafür ist man sehr bemüht und freundlich, bei nachmittäglichem Andrang auch mehr als flott. Es leerte sich dann rasch, als es zu nieseln anfing. Hat uns aber nicht gestört unterm Schirm und auch ehebaldigst wieder aufgehört.
Ein Blick in die Speisekarte verrät, warum die Köche Fritz und Tamino so viel der Ehrungen erfahren: sie komponieren Einheimisches mit Weltläufigkeit. Natürlich gibt es alles, was es im Salzkammergut geben muss: Fische aus den Seen, Wild von den Bergen und allerhand Spezereien aus regionaler Produktion.
Die Auswahl fällt nicht leicht: aber am Ende der langen Lektüre siegt doch der erste Grund zur Begeisterung: ein Gulasch vom Gamsschlögel mit Macadamia-Nockerl, Balsamico-Wachtelei und Mini-Gamskrainer, tituliert als „Fiaker-Gulasch“.
Apart präsentiert mit einem Stich ins Bodenständige, und alles in allem äußerst stimmig. Für den genussfaktor hätte das Gulasch etwas mehr Würze vertragen, eine ganz leichte Schärfe, aber für ein Wirtshausgericht war es wohl doch richtig so, wie es kam. Die Macadamia-Nockerl sind eine Pfundsidee, die sich der genussfaktor natürlich alsbald zu eigen machen wird – danke für diese Erfahrung!
Beim Kosten der Gerahmten Steinpilz-Risoni mit eingelegten Navetten und gepufftem Buchweizen kommt sofort eine lang begraben gewesene Kindheitserinnerung zu Tage: das schmeckt wie früher die Steinpilzcremesuppe. Und sowas ist es wohl auch: nur halt auf echt und ehrlich aus richtigen Steinpilzen gemacht. Aber auch hier eine stimmige Komposition mit den Rüben und etwas Crunch vom Buchweizen…
Da bleibt einem beinah keine Zeit, sich umzuschauen. Dabei gäbe es zu sehen:
Mit langen Hälsen haben wir den anderen Gästen auf die Teller geguckt – okay, ganz vorsichtig und unbemerkt – und dabei festgestellt, dass man beim Steegwirt noch einige Male würde einkehren können und müssen, um sich hier durch die Karte zu schlemmen. Allein, das Schicksal meint es nicht gut genug mit uns: wir wollen noch anderes auch probieren und werden wohl so schnell nicht wieder nach Steeg kommen – dieser eine Besuch in Hallstatt war ausreichend für dieses Leben als Auffrischung von verblassten Kindheitserinnerungen.