Oje, schon wieder Spargel zur Unsaison… das gibt mal wieder dicke Minuspunkte, noch dazu an einem Freitag. So wird das nichts mit der Zukunft, fürchte ich. Aber der Spargel ist nun mal schon da: er liegt im Kühlschrank. Und dahin gekommen ist er, weil er eh schon im Geschäft herum gelegen ist. Die Reise des Spargels kann ich wohl nicht ungeschehen machen, wenn ich ihn dort vergammeln lasse.
Der böse Spargel
OK, ich weiß: nur wegen Mistkerlen wie mir wird der ganze Spargel und so Zeug ja überhaupt erst um den halben Globus gekarrt, weil wenn ich sowas erst gar nicht und nie nicht kaufen tät‘, wär auch schnell aus mit Spargel aus Mexiko oder aus Peru, weil nämlich der Handel bei uns dann schon gar keine Lust mehr darauf hätte, Zeug zu importieren, das ihm vergammelt. Also rein theoretisch: ja.
Praktisch aber: nein. Dieser grüne Spargel aus Mexiko ist gut. Also weitaus besser, als die vielen Kilometer, die mich von seinem Herkunftsacker trennen, würden vermuten lassen.
Wenn man wo hier bei uns zur Spargelsaison welchen kriegen kann, der wirklich frisch gestochen ist, dann merkt man freilich, dass der aus Mexiko nach seiner langen Reise nicht ganz so frisch ist, wie er sein könnte, käme er von hier ums Eck. Aber selbst in der Spargelsaison ist es gar nicht so leicht, ganz frischen Spargel zu kriegen. Also jedenfalls nicht, wenn man erwartet, dass er einem bis an die Haustür oder zumindest bis zum Nahversorger gekarrt wird. Setze ich mich hingegen ins Auto und fahre zu den Spargelbauern, steigt natürlich die Chance auf Ultra-Frische. Aber da fahre ich dann zwei gute Stündchen tour-retour in der Gegend rum wegen einem halben Kilo Gemüse.
Das tu‘ ich natürlich nicht, allein schon, weil ich meine Zeit nicht gestohlen habe. Und: mir ist bei aller Liebe zu Qualität und Frische solcher Fanatismus fremd. Man kann alles übertreiben.
Ich bin statt dessen ein Anhänger der Abwägung: es gibt nicht immer nur eine Wahrheit, auch wenn das heutzutage schon wieder fast so tierisch ernst genommen wird wie weiland zu Calvin’s zweiter Genfer Zeit… Ich lasse mich ungern von selbsternannten Predigern zu etwas zwingen, erst recht nicht, wenn am Ende der Argumente nur mehr das Glaubensdogma und die moralische Keule übrig bleiben. Die Menschheit hat ein Problem geschaffen, wie sie es ja immerfort tut, aber ich bin überzeugt, sie wird es auch irgendwie lösen, wenn es denn ernst genug ist. Der Beitrag, den Spargelstangen oder der Verzicht auf sie dazu leisten können, ist auch weit nach dem Komma noch ziemlich exakt null. Merke: die Lösung liegt nie auf dem Weg zurück, sie wartet immer nur weiter vorn.
Und Filetspitzen
Rindfleisch ist natürlich aus genau demselben Grund böse. Aber ich pflege mich nun mal nicht an fremde Gebote zu halten, mir ist jegliche religiöse Observanz wesensfremd. Ich esse Schwein, weil mir persönlich leidlich wurst ist, was irgendein Wüstenbewohner aus dem 7. Jahrhundert dazu meint. Und ich koche in derselben Küche Fleisch und Milch, weil mir genauso schnurz ist, was ein brennender Dornbusch vor noch viel mehr Jahrhunderten dazu gesagt haben mag. Ich gehe am Karfreitag zum Heurigen auf eine Bretljause – und bin dort gar nicht so allein -, weil mir auch die Meinung eines Sektenoberhaupts trotz Tiara am Allerwertesten vorbei geht. Und ich kann gut auch auf die Meinung von schulschwänzenden Teenagern verzichten, egal ob aus Schweden oder aus Potzneusiedl.
Nun aber zum Rezept…
Filetspitzen Teriyaki mit Spargel
Zutaten
- 250 g Grüner Spargel
- 1 Stk Ingwer nussgroß
- 2 Stk Schalotten oder 1 Zwiebel
- 1 Zehe Knoblauch
- 1 Stk Karotte groß
- 200 g Filetspitzen
- 4 EL Erdnussöl
- 1 EL Rohrzucker
- 3 EL Teriyaki Sauce
- 1 Stk Bio-Limette Schale und Saft
- 1 Bund Koriander
- Muskatnuss, Pfeffer, Salz
Anleitungen
- Die Schalotten und den Knoblauch schälen und fein hacken.
- Den Ingwer schälen und reiben.
- Den Spargel zuputzen und diagonal in mundgerechte Streifen schneiden. Die Spitzen etwa daumenlang im Ganzen lassen.
- Die Karotte ebenfalls diagonal in adrette Scheiben schneiden.
- Den Koriander anzupfen und grob hacken.
- Von der Limette die Schale abreiben und den Saft auspressen. Jeweils die Hälfte für andere Zwecke einkühlen.
- Die Filetspitzen in halb-Zentimeter-dicke Streifen schneiden.
- Die Hälfte vom Erdnussöl im Wok stark erhitzen und das Gemüse schnell anbraten. Je nach gewünschter Bissigkeit ist das in zwei bis drei Minuten erledigt. Das Gemüse dann aus dem Wok holen und beiseite stellen.
- Die zweite Hälfte vom Erdnussöl im Wok erhitzen und die Filetscheiben eine Minute anbraten. Dabei mit Limettenabrieb, Muskatnuss, Pfeffer und etwas Salz würzen.
- Mit dem Zucker bestreuen und gut durchrühren. Die Teriyaki-Sauce und den Limettensaft angießen und kurz erwärmen.
- Servieren mit dem Koriander und Reis.