Von unserem Vermieter in Verona empfohlen: gleich in der Nähe, bodenständig, cucina della nonna, familiär. Die Osteria da Morandin liegt versteckt in der Vorstadt von Verona, wo sich sonst nicht allzu viele Leute hin verirren, die da nicht wohnen.
Stimmt alles. Aber vor allem: das Essen ist phantastisch! Und die Preise sind mehr als verträglich. Die Gäste stammen überwiegend aus der Nachbarschaft, eine gewisse Häufung an Ausländern ist der frühen Stunde geschuldet. Die richtigen Gäste kommen erst nach uns…
In der Küche und im Service regieren die Damen, wir haben den ganzen Abend über kein männliches Personal zu Gesicht gekriegt. Nichts desto trotz floriert auch das Geschäft mit den Schatten, den Gläschen Wein zwischendurch, vor oder nach dem Essen, oder sonst wann, vorne an der Schank. Eine der vielen guten Sitten, die das Leben in Italien gleich viel angenehmer machen als unseres daheim.
Genauso bodenständig wie das Lokal ist die Gestaltung der Tageskarte – aber die hat es kulinarisch in sich!
Die Tücke für Touristen, die des Italienischen so gar nicht mächtig sind, besteht darin, dass die englische Karte zwar recht ähnlich aufgebaut ist, aber offenbar von einem anderen Tag stammt. Da stehen Fettucine mit Erbsen, heute gibt es aber Fettucine col Tartuffo della Val d’Illasi. Das hat einem Tisch voller Däninnen das Abendessen vermiest. Aber vielleicht sollten solche Leute bei Ausflügen in die Vorstadt einfach nur vorsichtiger sein. Im Zentrum von Verona gibt es durchschnittliche Pizza von Menükarten in den Sprachen aller Herren Länder – ob Dänisch dabei ist, hat der genussfaktor allerdings nicht überprüft.
I Primi
Das Val d’Illasi ist ein Tal, das von den Hügeln bei Verona nordwärts bis nach Südtirol hinein führt. Die Trüffel von dort waren zu den Fettucine eher sparsam eingesetzt und haben sich nicht sonderlich hervor getan.
Die Bigoli dagegen, gewissermaßen die heimische Pasta in Verona, kamen mit einem Ragù vom Esel. Nun ist ja Pferdefleisch typisch für das Veneto und nachgerade Verona, aber Esel kriegt man nur ganz selten – ich hatte mal ein Filet, das war in der Gegend von Udine, in der Osteria da Santine. Lang ist es her…
Eher profan das traditionelle Roastbeef, aber auch auf den Punkt gebraten, mit 24 Monate lang gereiftem Käse…
I Secondi
Hervorzuheben das Sautierte Pferd:
Dagegen waren die Sarde in Saor schon fast gewöhnlich, wenngleich absolut genial.
Dolcetti
Die Sbrisolona ist ein Kuchen, sehr ähnlich einem Mürbteig mit etwas mehr Zucker, dazu jede Menge Nüsse oder Mandeln, der in der Gegend von Verona und Mantua beheimatet ist. Hier wird die Masse auf dem Backblech gebacken, in STücke gebrochen und noch warm mit einem Glas Grappa serviert, den man sich bei Tisch dann über das Gebäck gießt… Eines der besten Deserts seit langem!
Die Hausweine waren gute Begleiter, nichts Herausragendes, aber stimmig zur Küche.
2 Gedanken zu “Osteria da Morandin in Verona”