Trattoria La Balotarie in Loneriacco

So klein der Weiler auch ist, hier finden sich gleich zwei hervorragende Lokale, einerseits die Osteria di Villafredda, in der wir uns gestern abend gelabt haben, und andererseits…

Zuerst haben wir unten in Tarcento versucht, ein Abendessen zu kriegen. Da war die erste Wahl di Osteria da Santine, die wir schon seit mehr als zwanzig Jahren immer wieder frequentieren, und wohl stets zufrieden sind, sonst würden das ja nicht machen, aber da gab’s einen nicht näher spezifizierten Vorfall und an diesem Samstag keine Küche…

So dachten wir, schauen wir uns in Tarcento drinnen um. Aber da wurde uns gleichfalls in zwei Lokalen beschieden, es gäbe abends keine Küche. War aber nicht hauszubekommen, woran das lag. Das ist dann schon eine Rarität für Italien: Samstagabend nichts zu essen? Angeblich gibt’s an diesem Wochenende im Ort eine Festa della ciliegia, also ein Kirschenfest… der ohrenbetäubende Lärm vom anderen Ende der Altstadt klang jedenfalls irgendwie danach, war aber nicht einladend genug, sich dort auf die Suche was etwas Essbarem zu machen.

Also sind wir zurück nach Loneriacco hinaus, in der Hoffnung, dass und entweder die Trattoria La Balotarie oder notfalls halt wieder die Osteria di Villafredda nehmen würden. Das ist ja samstags um acht Uhr abends nicht gesagt, die guten Lokale sind da proppenvoll.

Bei La Balotaria war zumindest schon mal der Parkplatz gerammelt voll.

Platz im Freien war keiner mehr zu haben, aber während ich noch nachdachte, ob das eventuell drüben im Villafredda besser wäre, trugen sie aus der Küche so anregende Teller raus und mir fast unter der Nase vorbei, dass ich sofort einsah: besser drinnen, als gar nicht.

Bis dann das Auto verstaut war und wir wiederkamen, stellt sich heraus, dass sie doch noch einen Tisch für uns auf der Terrasse hatten. Und gleich ging’s los:

Mit Steinpilzen- und Trüffelmousse gefüllt frittierte Kürbisblüten

Die Fiori die zucca gratinati con procini e tartuffo kamen dermaßen heiß – in einem gleichfalls brennheißen Geschirr -, dass es fast gefährlich war, sich gleich darüber her zumachen. Was aber dann für eine Geschmacksexplosion! Im Innern wartet eine wohlabgestimmte Mousse aus Steinpilzen mit einem Hauch von Trüffel, die den Geschmack beständig zwischen Steinpilz und Trüffel changieren lässt. Dazu der Crunch von etwas altem Parmigiano – ich musste da gleich in Lobeshymnen ausbrechen.

So was Gutes habe ich in mindestens einem Jahr nicht gegessen!

Aber auch der Flan di radicchio di Trevisio con crema di formaggio – ein flaumiges Küchlein mit Radicchio
Trevisiano eingehüllt in feiner Käsesauce.

Auch dieses Törtchen überzeugte mit feinen Geschmacksnuancen – immer wieder kommt die leichte Bitternote des Radicchio nach vor, sowohl in der Masse als auch von den knusprigen Streifen obenauf. Die Käsesauce ist zurückhaltend mild, nur ein Hauch käsig. Eine geniale Komposition auch das!

Die Karte hält noch mehrere Antipasti in dieser Art bereit, man kann sich da an einem einzigen Abend nicht wirklich durchkosten:

Aber wacher weiter zu den Primi: die Frau Genussfaktor hat sich für die Tagliolini caserecci con San Daniele entschieden, hausgemachte Eier-Teigwaren in einer sahnigen Sauce mit Champignons und natürlich dem Schinken aus San Daniele.

ein Gedicht in Schinken

Ich hatte mich für die Fagottini di farina di castagna con ragù die fagiano entschieden, zarte Teigtäschchen aus Kastanienmehl mit einer Füllung vom Fasan, garniert mit einer dezenten Buttersauce.

Himmlisch!

Nach diesem Gaumenschmaus war uns dann leider nicht mehr nach Secondi, obwohl es auch da einiges Verlockendes gegeben hätte:

Frau Genussfaktor hatte sich leider schon von Anfang an in das Semifreddo al croccantinodi mandorle verliebt. Mir war aber noch nach was deftigerem, wenn auch nicht mehr nach Fleisch. Also fragte ich kurzerhand nach Käse und wurde mit Tre formaggi e marmelata di cippolle con pipere Kamut belohnt.

Die Marmelade aus weißen Zwiebeln war mit etwas Kamut-Pfeffer aromatisiert – auch die eine wahre Geschmacksoffenbarung! Ich denke, das werd ich mit den Tropea-Zwiebeln, die wir hier erstanden haben, dann daheim auch machen. Die sind zwar rot, scheinen mir aber mild genug für eine vergleichbare Kreation.

Umsichtiges Personal, flinkes Service, kompetent im Beraten und Erklären – und das Ganze auf der Terrasse in einem weitläufigen Garten. Da kommen wir doch gleich bei diesem Aufenthalt noch mal wieder…

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