Produkt-Test: Second-Chance Müsli aus altem Brot

Vorgeschichte: die Frau genussfaktor hat davon Probepackungen mitgebracht. Wo auch immer sie die her hatte. Aber sie tut sich dabei ja leicht, sie isst nämlich kein Müsli. Als Verkoster muss ich herhalten.

Second-Chance Cereals

Das Projekt ist offenbar noch recht neu, verfolgt einen von diesen Ansätzen, Lebensmittel vor dem Verkommen zu bewahren. Das ist an sich außerordentlich löblich. Im Hause genussfaktor wird auch nach Möglichkeit nichts weggeschmissen. Unsere Kreativität reicht meist dazu aus, aus allem und jedem noch was zu machen. Beispiele finden sich hier im Blog zuhauf…

Aber der Wunsch, Recycle-Produkte zu kaufen, hat sich bei mir ehrlich gesagt bisher sehr in Grenzen gehalten. Ich hab schon Brot vom Vortag gekauft, wenn ich eh altbackenes Brot brauchte. Sonst ist es mir ehrlich gesagt frisch lieber. Aber mit dem Brot ist das sowieso eine ganz eigene Sache.

Die Misere mit dem Brot

Es ist verdammt schwer geworden, gutes Brot zu bekommen. Die Supermärkte fallen allesamt sowieso ziemlich aus. Ich habe jahrelang zunehmend und letztendlich heftigst darunter gelitten, dass man schon etliche Extrameilen gehen muss, um irgendwo gutes Brot zu kriegen. Zuletzt, als wir noch in Wien wohnten, sind wir jeden Samstag auf den Karmelitermarkt gepilgert, um Brot vom Mauracherhof zu kaufen. In Notfällen auch im Bio-Supermarkt, aber dort war es öfter aus als da.

Den Joseph haben wir selbstredend probiert, aber nicht für ausreichend befunden im Verhältnis zu seinen Preisvorstellungen. Der Erfolg sei ihm gegönnt, den Hype kann ich allerdings nicht verstehen. Wenngleich sein Brot zumindest handwerklich einwandfrei ist. Den neuesten Shooting-Star, den Öfferl, kenne ich nur von wenigen Kostproben, eigentlich nur Weckerl.

Denn inzwischen sind wir aufs Land gezogen. Und hier ist die Misere eine unendliche. Die Supermärkte mit ihren Backstationen haben nach und nach fast alle kleinen Bäcker umgebracht, und wenn man dann das Glück hat, dass es noch einen gibt, hat man meistens das Pech, dass der auch nichts anderes mehr fabriziert als aufgebähte Teiglinge. Bei uns gibt es einen – der Name soll hier schonend verschwiegen werden -, von dem wir nach und nach so einiges durchprobiert haben, und es dann ganz entschieden ganz bleiben lassen haben. Indiskutabel ist das richtige Wort dafür. Unsere Nachbarin sagt, da kann sie gleich zum Billa gehen. Ich neige fürwahr dazu, ihr zuzustimmen.

Seit nunmehr fast einem Jahr backe ich daher Brote und Baquettes nur mehr selber.

Den Kick-off dazu verdanke ich Kruste und Krume, wo ich bei Simon die entsprechenden Kurse in Sachen Sauerteig und Baguette gemacht habe. Die Workshops sind uneingeschränkt zu empfehlen und ihre Kosten mehr als wert: man lernt, wie man richtiges Brot macht, reduziert auf das Wesentliche, ganz so wie das früher im Handwerk üblich war. Vor allem kann man das Angreifen des Teigs und seine verschiedenen Konsistenzen einfach nur beim Meister lernen, das geht nach wie vor nur offline.

Aber zurück zu den Second-Chance Cereals…

Mein eigenes Brot forme ich inzwischen nur noch in kleinen Laiben, von denen die Hälfte jeweils gleich nach dem Abkühlen weggefroren werden. Nach dem Auftauen kann man sie kurz überbacken, dann sind sie wieder knusprig. Ergo gibt es bei uns kein Brot, das gerettet werden müsste.

In Bäckereien und im Handel gibt’s davon aber natürlich Unmengen, versteht sich. Insoferne ist es wahrscheinlich eine gute Idee, damit etwas anzufangen.

Warum ich das aber als Ersatz für Müsli nehmen sollte? Das bedeutet: anstelle von Getreideflocken. In Sachen Kulinarik bin ich leider ein scheußlicher Egoist. Es muss mir schmecken. Oder in wenigen Ausnahmen, wie im Falle von Kalbsleber, die ich nicht mag aber öfter mal zubereite, der Frau genussfaktor.

Kurzum: das Recycle-Brot als Müsli-Ersatz geht gar nicht. Es schmeckt einfach pampig brotig, alt-brotig. Zumindest wenn man es, wie ich das für gewöhnlich tue, mit frischen Früchten und Joghurt mischt. Aber vermutlich ist es eben Brot, wie ich es – siehe oben – schon im Urzustand nicht essen wollen würde. Da nützt leider auch die Beigabe von Geschmacksverdeckern wie Schoko, Kokos und Früchten nichts. Nicht mein Fall.

Tut mit leid: ich kann leider wieder mal Brot und Welt nicht retten helfen.

Aber man muss ja nicht überall dabei sein, hat schon meine Mutter gesagt. Je älter ich werde, desto mehr neige ich dazu, ihr endlich recht zu geben.

Print Friendly, PDF & Email

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert