Ich hätt‘ ja einiges verwettet, dass der Plachutta auf der Wollzeile sich vor dem Ansturm der Touristen inzwischen ins Banale gerettet hat. Umso erstaunlicher war’s dann, mit Geschäftsfreunden dort zu speisen – ja, das Wort ist angebracht. Dem Trubel geschuldet ist einzig das mehr als beengte Platzangebot, die Gäste sitzen wie die Legehennen; also ein klarer Fall von nicht artgerechter Gästehaltung. Und das wird auch der Grund sein, warum ich das Lokal so schnell nicht wieder beehren werd‘.
Aber die Küche war gelinde gesagt sensationell, kompromisslos bodenständig, ohne übertriebene Schnörkel, astreine Handarbeit. Ich komm‘ ins Schwärmen.
Man zelebriert das Rindfleisch, und das fängt schon – wie bei Plachuttas üblich – bei der Auswahl der Stücke an: vom namensgebenden Tafelspitz abgesehen kann man aus einer wohl 15 Stücke umfassenden Liste wählen, vom Mageren Meisel über Herren- und Kruspelspitz bis zum Beinfleisch bietet sich selbst dem einheimischen Connaisseur reichlich Qual der Wahl. Und die Liste der Beilagen ist schlicht vollständig. Klar hat das alles seinen gar nicht verschämten Preis, aber es ist jeden Zehner wert.
Aber auch das Wiener Schnitzel vom Kalb war mehr als anständig, ganz und gar tadellos, der dazu gereichte Erdäpfelsalat geradezu vorbildlich. Das kriegt man in Wien sonst nicht mehr so bald wo in vergleichbarer Qualität. Da hat sich selbst in gehobenen Häusern schon zu sehr der Convenience-Gedanke Bahn gebrochen. Aber gut, um den Preis darf man wohl auch saubere Arbeit erwarten.
Allerfeinst auch das Beef Tartare. Man findet’s nur noch selten auf der Karte, die große Mode scheint vorbei – was der Delikatesse aber keinerlei Abbruch tut.
Leider trifft das bei uns ubiquitäre Angebot an Ottakringer Bier so gar nicht meinen Geschmack. Es war zwar sauber gezapft, aber es bleibt halt doch ein Ottakringer. Wahrscheinlich merkt man daran, dass ich erst dreißig Jahr‘ in Wien bin, ich kann mich noch an das Gute aus der alten Heimat erinnern…