Seit 1940 betreibt die Familie das Restaurant Amaré in der kleinen Gemeinde Roquetes gleich neben Tortosa. Der Guide Michelin hat es inzwischen entdeckt, nichtsdestogtrotz bleibt es ein Treffpunkt der Einheimischen, die vielleicht einen etwas weiteren Weg zurück legen, um hier zu speisen.
Küchenchef ist Joan Amaré Ramon. Seine Philosophie deckt sich mit der von Slow Food km0: lokale, biologische Zutaten, nachhaltig gefangener Fisch, verhaftet in der kulinarischen Tradition der Region. Da ist schon mal rein gar nichts verkehrt!
Wir wurden sehr freundlich empfangen, obwohl wir wieder mal – typisch Mitteleuropäer – die allerersten Gäste des Mittags waren. Nehmen wir’s mal von der symbolischen Seite: wir sind die Boten des Mittagsgeschäfts!
Das Menü für läppische 15 Euro (inklusive Wein und Wasser) lacht mit einer knappen, aber delikat klingenden Auswahl an Gerichten aus der Karte. Auf ins Vergnügen!
Die Weinwahl – ein Rosé aus der Terra Alta – erweist sich als außerordentlich: frisches, zitroniges Bouquet, dann etwas Honig auf dem Gaumen, insgesamt spritzig und erfrischend. Ein perfekter Tafelwein für mittags. Und deswegen sind wir dann nach dem Essen kurzerhand die vierzig Kilometer in die Terra Alta hinauf gefahren zur Kellerei in Bot.
Der Käse war á point gealtert und konnte daher sein ziegiges Arome voll entfalten. Dazu die volle Süße der frischen Feigen! Feine, handverlesene Blattsalate, man möchte fast sagen: Blattsalatspitzen, wenn das nicht allzu übertrieben wäre.
Die Esqueixada ist eine Art Fischsalat aus getrocknetem Fisch, hier einem Abadejo, ein Verwandter des Bacalau, bei uns ganz und gar nicht bekannt, wenn dann als Pollack. Die in Salz getrockneten Fischfilets werden lange gewässert und dann erst verarbeitet. Absolut genial!
Die kleinen Tintenfische sind ja von jeher meine Lieblinge. Gekocht in einem Sud mit Rotwein und Zwiebeln oder Schalotten, so viel lässt sich erschmecken, dazu dicke Bohnen. Eingraben könnt‘ ich mich!
Die Fleischbällchen liegen so was von zart in einer dichten, herrlich aromatischen Paradeissauce – ein Gedicht! Ich habe noch selten so luftige Fleischbällchen gekriegt. Das wird wieder eine Aufgabe, das daheim so hinzukriegen…
Dann musste ich vor den postres noch schnell einen Zwischengang einschalten, ehe mir da ein kulinarisches Highlight zu entgehen drohte:
Die zwischen hauchdünnen Brotscheiben frittierten Sardellen waren diesen kleinen Aufschub allemal wert! Geradezu voluminös, mit einer sehr knoblauchhaltigen grünen Petersilienpaste bestrichen…
Luftig zartes Gebäck mit Mandeln – nur ein Hauch auf dem Gaumen.
Dagegen ist der Brotpudding schon kräftiger ausgefallen, ein richtiges Sättigungsdessert. Aber ebenfalls köstlich.
Und am Ende: die zwei Menüs haben samt Wasser und einer kompletten Bouteille Rosé von Sant Josep Wines gerade mal 30 Euro gekostet, zuzüglich meines kleinen Ausflugs zu den frittierten Fischen von 8 Euro. Ein Festessen für wenig Geld.
2 Gedanken zu “Restaurant Amaré – beste Familientradition”