Der Band ist eindeutig in die Jahre gekommen: 1990 war die Welt noch anders, die in Israel allemal. Die neuen israelischen Küchenchefs, denen Ron Maiberg ein eigenes Kapitel widmete, gehören heute nicht mehr zu den Namen, die man kennen muss. Immerhin ermöglicht das Buch damit einen kurzen Blick zurück an die Anfänge des kulinarischen Booms, der auch in Israel für ungeahnte Neuerungen gesorgt hat.
Warum aber jetzt hier ein altes Buch über die Küche in Israel? Immerhin ist der Schmöker 28 Jahre alt… Der Grund ist: das Ding steht da verlassen hinten wo im Regal, und wir fliegen im November nach Tel Aviv! In Kombination ergibt das eine Sachlage, die den genussfaktor erst mal alles hervorkramen hat lassen, wessen er auf die Schnelle habhaft hat werden können. Weil nämlich: das ultimative neue Buch über die kulinarische Szene in Israels modernster Stadt erscheint erst gegen Ende des Jahres. Das von Haya Molcho dagegen ist wenig sachdienlich.
Man kann also erst mal schwelgen in den Traditionen, die es zwischen der sephardischen und der ashkenasischen Küche so gibt, zwischen Tabuleh, Tajine und Tscholent – die Unterschiede könnten nicht größer sein. Wobei der genussfaktor generell zu einer Bevorzugung des orientalischen und des sephardischen Einschlags tendiert.
Auch wenn die Herkunft bei manchen Rezepten, die jetzt schon Lust auf die Reise machen, nicht unbedingt geklärt ist:
- Sambusak – mit Ziegenkäse gefüllt Hörnchen
- Mlawah – das flockige Essigbrot
- Kibbeh – die Weizenpasteten mit Lammfleisch
In ihrer Küche sind die Israelis recht offen für die Standards der Levante, aber vorderhand ist der Einfluss Nordafrikas deutlich zu schmecken. Das heute international hevorstechende Shakshuka dagegen kommt im Buch nicht einmal vor. So ändern sich die Zeiten.
Und dann schleicht sich doch noch ein Gusto auf Ashkenasisch ein: Kugel, der osteuropäische Nudelpudding, klingt, als wäre er durchaus einen Versuch wert.